Die Ortsgruppe Esslingen des Fußverkehr-Fachverbands FUSS e. V. begrüßt die Öffnung der Esslinger Fußgängerzonen für Radfahrende. Diese macht das Radfahren in der Stadt attraktiver und stärkt den Umweltverbund. Auch auf den Einzelhandel könnte sich die bessere Erreichbarkeit mit dem Fahrrad positiv auswirken.
Dabei ist jedoch zu bedenken, dass Radfahrende oft mit deutlich höheren Geschwindigkeiten unterwegs sind als Menschen zu Fuß. Dies kann zu Konflikten führen und vor allem für Ältere eine Gefahr darstellen. Gegenseitige Rücksichtnahme ist hier für ein gutes Miteinander sehr wichtig, reicht aber nicht aus.
Nötig sind auch durchgehende, schnelle und sichere Querverbindungen und Umfahrungen für diejenigen Radfahrenden, welche entlang des Neckartals oder zwischen den Stadtteilen unterwegs sind und die Innenstadt nur zügig passieren wollen. Sie sollten nicht genötigt sein, die Fußgängerzonen zu benutzen. Mit dem Rad befahrbare Fußgängerzonen sind kein Ersatz für eine funktionierende Radinfrastruktur.
In jedem Fall bedeutet die Öffnung der Fußgängerzonen für den Radverkehr, dass zu Fuß Gehende ein Stück Raum und Sicherheit verlieren, zumal auch Pedelecs und Lastenräder die Fußgängerzonen befahren. Umso wichtiger ist es, den vorhandenen Raum attraktiver zu gestalten und an anderer Stelle in der Innenstadt mehr Platz zu schaffen, etwa durch die Reduzierung von Parkmöglichkeiten. Damit zu Fuß Gehende und insbesondere Sehbeeinträchtigte nicht durch abgestellte Fahrräder gestört werden, sollte es ausreichend Radabstellanlagen in zentralen Lagen geben, zum Beispiel auf bisherigen Parkplätzen, damit sie den Raum für zu Fuß Gehende nicht noch weiter einschränken. Das Kopfsteinpflaster in der neuen Fußgängerzone Ritterstraße muss dringend so umgestaltet werden, dass es für Radfahrende und Menschen mit Rollstuhl oder Rollator akzeptabel ist. Unter den gegebenen Umständen werden beide Gruppen auf die schmalen Gehwege gedrängt.